Schon oft waren wir in Warnemünde und haben die großen „Pötte“ der verschiedenen Reedereien liegen sehen. Und nicht nur das. Wir haben sie auch wegfahren sehen. Neugierig haben wir uns dann immer gefragt, wo die Reise hingeht und wie das ganze funktioniert. Es hat doch ein paar Jahre gedauert, bis wir es dann tatsächlich gewagt haben zu buchen. Zum (aus)probieren eben!
23.06.13 – Warnemünde
Nun stehen wir an der Pier, vor der AIDAbella und checken das allererste mal ein. Es ist etwas aufwendiger als in einem Hotel. Aber es ist gut vorbereitet und dadurch geht alles schnell. An Bord suchen wir unsere Kabine. Eine sogenannte Meerblickkabine – mit dann deutlich weniger Blick, da der Ausguck nicht ganz klar war. Die Kabine toll zurechtgemacht und auch sonst alles in Ordnung. Quasi, wie ein Hotelzimmer. Auf unsere Koffer müssen wir noch ein wenig warten, die werden später vor die Kabinentür gestellt. Alles aber kein Problem.
Wir sind sehr neugierig und machen uns daran, dass Schiff zu erkunden. Viele Bilder hatten wir schon gesehen. Mit eigenen Augen nun betrachtet ist alles neu und irgendwie auch besser, aufregender, weil real. Vor dem Auslaufen die erste Seenotrettungsübung für uns. Weil man es nicht kennt, irgendwie ein doofes Gefühl. Ob das dann im Fall der Fälle so oder ähnlich funktioniert. Keine Ahnung. Die Einsicht da mitzumachen ist natürlich da, denn gut eineinhalb Jahre ist es her, da wurde eine Costa wirklich mal versenkt. Darüber denken wir nicht weiter nach und freuen uns auf die Abfahrt. So langsam sammeln sich ganz viele Zuschauer an der Pier Richtung Hafenausfahrt an. Da wo wir Jahre vorher auch schon standen. Also geht es gleich los. Wir beobachten das alles von ganz oben auf dem Schiff und später als es los geht, von Deck 5.
24.06.13 – Seetag
Auf dem Weg nach Tallinn müssen wir 552 Seemeilen zurücklegen. Das sind 1.022 Kilometer. Mit einem Kreuzfahrtschiff nicht in einer Nachtfahrt zu schaffen. Also der erste Seetag, den wir erleben. Das Wetter ist gut und die Wellen der Ostsee merken wir auf dem Schiff eigentlich kaum. Wir nutzen den Tag und schauen uns die AIDAbella an und sind beeindruckt.
Vor uns liegen drei skandinavische (Helsinki, Stockholm und Kopenhagen) und eine baltische Hauptstadt (Tallinn), die wir anlaufen und zwei weitere beeindruckende Ziele mit St. Petersburg und Danzig.
25.06.13 – Tallinn (Estland)
Tallinn ist die Hauptstadt Estlands. Was wir wissen ist nicht sehr viel. Ehemalige Sowjetrepublik und seit Anfang der 1990er Jahre „unabhängig“. Und auch wieder nicht, denn als EU-Mitglied und als Mitglied der Eurozone, so erfahren wir durch unseren Reiseführer, hat sich die Republik dem europäischen Wirtschafts- und Geldsystem unterworfen, ohne dafür wirklich reif zu sein. Und das fühlt sich für die meisten Bürger nicht gut an. Ein aktueller Durchschnittslohn von etwa 800 € und ein Mindestlohn von unter 2 € machen den großen Abstand in den Lebensverhältnissen schon sehr deutlich. Wir wollen aber in erster Linie etwas sehen von der Hauptstadt und dem Land und nicht über Sinn und Unsinn von Politik reden. Geplant ist ein Spaziergang durch das historische Zentrum auf dem Domberg und danach mit dem Bus vor die Stadt fahren, in ein Freilichtmuseum, um etwas von der ländlichen Historie zu sehen.
Auf dem Domberg, der Wiege der Stadt im 11. Jahrhundert, spazieren wir an der Stadtmauer mit den vielen Türmen entlang, durch Kopfsteinpflastergassen mit schiefen gepflegten (historischen) Kaufmannshäusern bis vor das estnische Parlamentsgebäude am Schlossplatz. Am Parlament ist nichts los. Gegenüber befindet sich die Alexander-Newski-Kathedrale. Ein russisch-orthodoxer Prachtbau. Außen, wie innen sehr reich beschmückt. Weiter geht der Spaziergang auf den Marktplatz, vor das historische Rathaus der Hauptstadt, in gotischem Stil erbaut und mit einem hohen schmalen Turm ausgestattet. Alles schön gepflegt und schön anzusehen. Wir streifen durch ein paar Läden und fahren schließlich vor die Stadt ins Grüne.
Hier gibt es im Museumsstil 14 Bauernhäuser aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert stammend, zu sehen. Die einzelnen Häuser spiegeln Familien mit unterschiedlich großem Vermögen und verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Wie in einem echten Dorf, kommt man auch an einer Kirche, einer Kneipe, einer Schule, Mühlen, einem Feuerwehrschuppen, einen Dorfladen sowie einem Netzschuppen der Fischer vorbei. Fast alles begehbar und auch schön erhalten. Die verschiedenen Häuser sind aus unterschiedlichen Regionen Estlands zusammengetragen worden und in dem Freilichtmuseum originalgetreu wieder aufgebaut worden. Am Ende der Tour durch das Freilichtmuseum sehen wir ein paar volkstümliche Tänze und kosten von diversen einheimischen Getränken, die allesamt ganz schön viele „Umdrehungen“ haben.
Danach geht es zurück zum Hafen, vorbei an großen „Neubausiedlungen“ (so wie wir das z.B. aus Berlin-Marzahn kennen) und einigen Einkaufszentren auf der grünen Wiese.
Der Abstecher nach Tallinn endet am frühen Abend, mit dem Auslaufen in Richtung Russland. Wir werden für die 189 Seemeilen nur die eine Nacht benötigen.
26.06.2013 – St. Petersburg (Russland)
Irgendwie hatten wir uns das etwas anders vorgestellt. Wir liegen draußen vor der Stadt an einem sehr neuen Kreuzfahrtterminal zusammen mit 3 anderen großen „Pötten“. Zu sehen ist nur Hafen und überall drum herum Baustellen. Gut das es gleich los geht, nach St. Petersburg hinein. Zuvor muss man nach Russland „einreisen“. Das geht für uns nur in der Gruppe, da wir keine Einzelvisa haben. Kein Problem, wir haben für beide Liegetage hier Ausflüge gebucht und hoffen möglichst viel von dieser historischen und weltberühmten Metropole zu sehen.
Am ersten Tag führt uns der Weg direkt zur Wiege von St. Petersburg. Am 27. Mai 1703 lies der damalige Zar Peter der Große die Grundsteine einer Festung für die spätere Stadt auf einer Insel der Newa legen. Heute ist diese zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Festung mit dem Namen Peter-Paul-Festung sozusagen ein „Muss“ für jeden Touristen. Bei unserem Rundgang durch das Gelände wurden wir genau um 12 Uhr durch einen gewaltigen Kanonenschlag erschreckt. Glaubt man der Information, so wurde mit dem Abfeuern der Kanone den Einwohnern früher einmal am Tag die „genaue“ Uhrzeit übermittelt. Diese Tradition ginge wohl bis ins 18. Jahrhundert zurück. Nun gut, wir haben viele historische Gebäude sehen können, etliche Museen, eine Münzanstalt, aber der Höhepunkt hier sollte die Grabeskirche – die Peter-Paul-Kathedrale – werden. Und ganz ehrlich, es war sehr gigantisch. Ungeahnter, noch nie gesehener Prunk in Gold und Marmor, feinste Kristallüstren, vergoldete Ikonen sowie die Grablege der Romanow-Zarendynastie und das Gefühl an einem wahrhaft historischem Ort zu sein, beschäftigt unser Gemüt noch die nächsten Tage.
Aber der Tag hielt noch viel mehr für uns bereit. So machten wir mit dem Bus auch an dem Symbol der Großen Oktoberrevolution von 1917, dem Panzerkreuzer Aurora einen kurzen Stop. Quer durch St. Petersburg fahrend sehen wir wie viele Kanäle die Stadt durchqueren. So erklärt sich auch der beiläufige Name „Venedig des Nordens“. Am frühen Nachmittag fahren wir über den berühmten Newski-Prospekt und stoppen zu einem Essen an einem weltbekannten Kaffee. Dem Literaturkaffee, welches früher regelmäßig namhafte Literaten, Schriftsteller und Verleger besuchten. So auch Alexander Puschkin. Der sitzt als Puppe natürlich „leibhaftig“ noch immer an seinem Platz. An den übrigen Plätzen des Kaffees, wo einst die berühmten Gäste saßen, sind überall Namensschilder angebracht.
Aber das war es an diesem Tag noch nicht. Vor uns lag noch der Besuch der Eremitage – dem Museum der Superlative in St. Petersburg. Mittendrin eingebettet der Winterpalast. Wir stehen zunächst in der Besucherschlange, die natürlich weltberühmt ist, weil sie nie abreisen soll. Selbst bei schlechtem Wetter soll man stundenlang anstehen. Für uns geht es schnell ins Museum. Als Besuchergruppe vorangemeldet und toll organisiert von unserem russischen Scout. Drinnen im Museum drängeln sich viele Leute durch die Flure und Räume und es setzt sofort eine gewisse Reizüberflutung ein. Von den etwa 350 Ausstellungsräumen sehen wir schließlich nur einen Bruchteil aber wir sind tief beeindruckt, von dem was hier ganz nah und im Original zu betrachten ist. Etliche, nicht nur ein Rubens, Rembrandt, van Gogh, Picasso, Monet, Gauguin, Caspar David Friedrich, Michelangelo, Robin usw. usw. … Die Jordantreppe (unmittelbar am Eingangsbereich), der Malachitsaal (eine Art Wohnzimmer), der Rittersaal, der Marmorsaal (auch bekannt als St. Georg Saal), das goldene Wohnzimmer, das Spiegel-Bouoir und vieles mehr beeindrucken mächtig. Irgendwann zwischendurch in einem Saal ist der echte Zarenthron zu sehen. Dichtes Gedränge und wenig Zeit beherrschen den Besuch. Aber es war einmalig und köstlich!!!
Danach sind wir froh, dass dieser Tag zu Ende geht. Soviel „Input“ und überwältigende Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden. Uns bleibt aber auch noch ein zweiter Tag in St. Petersburg.
27.06.2013 – St. Petersburg (Russland)
Der morgendliche Blick aus dem Restaurant in das Hafenbecken verrät uns, dass der Tag vom Wetter her eigentlich nur perfekt werden kann. Es ist sommerlich warm, ein angenehm frisches Lüftchen weht und die Sonne strahlt. Wir haben heute, am zweiten Liegetag in St. Petersburg, ein nicht ganz so langes Programm vor uns. Aber sehr interessant ist es schon beim durchlesen.
Nun denn, es geht mit dem Bus (natürlich wieder nur in Gruppe) erneut Richtung Zentrum. Aus dem Hafen, vorbei an gigantischen Neubaugebieten und über eine Newa-Brücke, hinein ins historische Zentrum. Mit dem Bus machen wir eine Stadtrundfahrt, die auch recht mühsam ist, weil der Verkehr (gerade an den Sehenswürdigkeiten) enorm ist. Fotostops gibt es an der größten Kirche St. Petersburgs – der Isaacs-Kathedrale, dem ehernen Reiter auf dem Senatsplatz (dieser symbolisiert den Sieg Peters über die Schweden).
Das Highlight des Tages ist der Besuch der Auferstehungskirche am Gribojedow-Kanal. Der volle Name der Kirche auf Russisch ist „Собор Воскресения Христова“ (Auferstehungskirche). Es gibt aber auch den Namen „Спас на Крови” (Blutkirche oder Erlöserkirche auf dem Blut). Insgesamt hat die Kathedrale 9 Türme. Die 5 verkupferten und in verschiedenen Farben lackierten Kuppeln der 81 Meter hohen Kirche wirken schon von weitem auffällig, prunkvoll und einzigartig. Für viele eine der schönsten Kathedralen in Russland und sogar auf der ganzen Welt. Eben eine Kirche, wie keine andere! Das was wir von außen sehen ist schon echt beeindruckend. Natürlich gehen wir auch hinein, eine Führung in russischer Sprache ist inklusive. Und die Entscheidung, sich die Zeit zu nehmen und hinein zu gehen war sehr gut. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Etwa 600 auspolierte Mosaike aus Marmor und Emaile (auf über 7000 Quadratmeter Fläche) von Ikonen und Bildern befinden sich auf dem Boden, an den Wänden und den Kuppeln des Bauwerkes. Der Bau der Kirche dauerte ab 1883 insgesamt 24 Jahre, 10 Jahre davon benötigte man für die aufwendigen Dekorationen. Wahnsinn! Schaut die Bilder. Es war auf Grund der Lichtverhältnisse und den vielen Spiegelungen echt schwierig die so hinzubekommen.
Zwei Tage in einer der schönsten Städte Europas – der heimlichen Hauptstadt Russlands gehen zu Ende. Im Schnelldurchlauf haben wir viel gesehen und die Sinne sind nun wirklich Müde geworden. Wir merken, dass Entdeckerurlaub mit AIDA auch mal sehr anstrengend sein kann und freuen uns auf unser schwimmendes Hotelzimmer. Am Abend geht es nun aus der Newa-Bucht hinaus auf die Ostsee in den finnischen Meerbusen. Vorbei an der Festung Kronstadt (welche auf der Ostseeinsel Kotlin vor St. Petersburg liegt) und dem gewaltigen Stauwerk, welches die Stadt St. Petersburg vor Hochwasser schützen soll. Wir sehen alles von Deck der AIDA und staunen wie gigantisch groß die Tore sind. Kronstadt, früher im DDR-Rundfunk in den Wetternachrichten immer angesagt mit … „und der Pegel Kronstadt beträgt …“ beherbergt neben einem großen Militärstützpunkt das Pegelhäuschen, mit dem Pegel, der für Russland das sogenannte Null-Niveau bestimmt. Heute ist Kronskamp direkt mit St. Petersburg über einen gigantischen Damm verbunden, über den auch eine sehr breite Autobahn in die Stadt führt. Beeindruckend!
Völlig geschafft und nach einem wirklich guten Essen im Marktrestaurant sowie einer abendlichen Show im Theater geht es doch recht zeitig in die „Koje“!
28.06.2013 – Hesinki (Finnland)
Durch die Nacht den finnischen Meerbusen bei ruhiger See mit insgesamt 175 Seemeilen durchquert, liegen wir am Morgen im Hafen vor Helsinki. Kein schöner Hafen, es ist ein Industriehafen im Westen auf der Halbinsel Hernesaari, in dem man die Kreuzfahrtschiffe einfach mit untergebracht hat. Es liegen auch hier wieder mehrere Pötte an der Pier.
Nach den Bustouren in Tallinn und St. Petersburg wollen wir heute ganz aktiv unterwegs sein. Wir haben uns für eine E-Bike-Tour angemeldet. Es geht quer durch die weiße Stadt des Nordens vorbei an Orten, die man als Tourist gesehen haben muss und auch hinaus in die Natur. Die Küste vor Helsinki ist zerklüftet ( es gibt wohl mehr als 300 Inseln) und man kann mit dem E-Bike wunderbar an der Küstenlinie entlang fahren. Ein kurzer Badestop ist auch dabei.
Unsere E-Bike-Tour geht nach einer Einweisung in das Bike am Schiff los und es wird zügig geradelt. Mit der Unterstützung des Motors natürlich kein Problem. Es geht zuerst direkt ins Zentrum zum Senatsplatz mit dem großen weißen Dom, der scheinbar auf einem Sockel steht. Diesen wollen wir natürlich auch von innen sehen. Über die große Treppe hinaufgestiegen, sind wir erstaunt als wir das klassizistische Bauwerk betreten. Von Pomp und übermäßigen Luxus ist hier drin nichts zu sehen. Alles ganz schlicht, geradlinig und einfach schön weiß gearbeitet.
Danach fahren wir weiter durch die Stadt am Marktplatz Kauppatori vorbei zur Felsenkirche (Temppeliaukio Kirkko). Ein rundes Bauwerk mitten hinein in den Granit gebaut. Schade, wir sehen die Kirche nicht von innen. Es ist eine Trauerfeier zu Gange, die wir natürlich respektieren.
Nur wenige Kilometer weiter im Stadtteil Tölöö, befindet sich das Olympiastadion, welches in den dreißiger Jahren erbaut wurde und in dem die Spiele von 1952 stattfanden. Wahrzeichen des Stadions ist der Turm. Er ist einem finnischen Speerwerfer gewidmet, der 1932 Olympiasieger wurde. Gesehen! – Und weiter geht es.
Wir fahren durch den Esplanadi, einem der vielen grünen Parks der Stadt. Irgendwann kommen wir zum „Mechelininkatu 38“ mit dem Sibelius Park. Hier inmitten des Parks mit den vielen nackten Felsen und Birken wird an einen Komponisten erinnert. Das Denkmal ist schon außergewöhnlich. Große Orgelpfeifen türmen sich auf und etwas daneben ist der Kopf des Jean Sibelius auf einem Felsen gesetzt. Schön.
Von hier aus geht es wieder direkt ans Meer. An der Küstenlinie entlang „hoppen“ wir von Halbinsel zu Halbinsel und kommen schließlich wieder im Westhafen an.
Schön war die neue Erfahrung E-Bike. Das werden wir uns merken! Es wird sicher nicht die letzte Tour dieser Art sein.
29.06.2013 – Stockholm (Schweden)
Die Nacht war ruhig auf See. Von Helsinki nach Stockholm sind es 244 Seemeilen (knapp 452 Kilometer). Schon recht früh stehen wir auf. Und das im Urlaub? Ja, ganz bewusst tun wir das. Wussten wir doch, dass wir von Helsinki nach Stockholm am Ende der Fahrt, die Schärenküste passieren werden. Der etwa 80 Kilometer vor Stockholm liegende „Schärengarten“ besteht aus ungefähr 30 000 Inseln, Schären und Felsen. Einige ganz wenige sind größere, bewohnte Inseln, andere ähneln eher felsigen Außenposten oder Gras bewachsenen Kuppen, die von verschiedenen Tieren gerne als Aufenthaltsort genutzt werden. Mit AIDA geht es teils sehr dicht und in vielen Kurven an den Schären vorbei. Auch mal im Begegnungsverkehr. Da kommt schon mal eine große Fähre scheinbar auf uns zugefahren. Aber es geht aneinander vorbei. Gut so.
Auch die vielen kleinen Ausflugsboote fallen auf. Wir erfahren, dass etwa jeder sechste Einwohner der Hauptstadt ein Boot hat. Also mal kurz überschlagen sind das etwa allein in der Hauptstadt ca. 150.000 Boote. Da heute Freitag ist, passiert auch genau das, was bei uns zu Hause auch passiert. Nach der Arbeitswoche geht es raus in die Natur. Hier eben raus aufs Meer in den Schärengarten, in das eigene Ferienhaus oder auf einen der vielen Campingplätzevund das natürlich oft mit dem eigenen Boot. Deshalb der sehr rege Bootsverkehr am Freitag morgen. Nun gut. Nach beeindruckender Fahrt laufen wir den Hafen an.
Mit einem roten Hop on Hop Bus machen wir uns auf eigene Faust ein Bild von der Hauptstadt. An über 20 Haltestellen auf dem Rundkurs kann man die Highlights wie die Altstadt Gamla Stan, Museen, das Königliche Schloss oder den Stadtteil Nybroviken sehen. Eben nach Lust und Laune. Los geht es in der Nähe des Hafens.
Schweden hat eine konstitutionelle Monarchie. Das bedeutet, der König und seine Familie haben keine politische Macht. Sie repräsentieren aber das Land und das sieht man in Stockholm an vielen Stellen, nicht nur am barocken Königspalast. Hier ist unser erster Stop mit einem Spaziergang. Weiter geht es, nach etwa eineinhalb Stunden.
Was wäre ein Besuch in Stockholm ohne eine Begegnung mit ABBA? Seit Anfang Mai des Jahres gibt es sogar ein Museum. Der Besuch dort steht natürlich auf unserem Plan. In diesem modernen interaktiven Museum gibt es Installationen und Ausstellungsstücke, wie eine Showbühne, auf der man zu den Liedern im Karaokeformat singen kann. Zahlreiche Kostüme, die von den Bandmitgliedern zur Verfügung gestellt wurden, darunter beispielsweise die berühmten „Waterloo-Kostüme“, die „Katzen-Kostüme“ und jene Outfits von der ABBA-Welttournee 1977 sind in Vitrinen ausgestellt oder an lebensgroßen Puppen zu sehen. Im Museum wurden auch mehrere Kulissen originalgetreu aufgebaut, u. a. das Büro von Polarmusic das Aufnahmestudio. Im Zentrum befindet sich der „Gold Room“ mit den vielen goldenen Schallplatten der Band. Schön, das ganze mal gesehen zu haben!
Mit dem Hop & Hop Bus geht es nach einer kurzen Imbissstärkung wieder weiter. Nächstes Ziel ist die Adresse Vasaplan 4. Da befindet sich am dortigen Nordic Sea Hotel eine Icebar. Ja, mitten im Sommer wollen wir in eine Bar aus Eis! Tische, Tresen, Gläser sind aus Eis. Wir probieren einen Drink bei -5 Grad. Der Drink, vielmehr der Inhalt ist echt alkoholisch, allerdings mit wenig liebe zum Details gemixt. Massenabfertigung eben. Gesehen, gekostet und nun?
Wieder geht es zur Hop & Hop Haltestelle, nochmal einen Spaziergang am Rande des Zentrums und dann zu Fuß vom Zentrum in den Hafen. Ein schöner Tag. Aktiv und interessant zugleich.
30.06.2013 – Seetag
Auf dem Weg von Stockholm in das polnische Danzig (Gdansk) liegen etwa 750 Kilometer (394 Seemeilen) vor uns. Das schafft man natürlich nicht in einer Nachtfahrt. Also verbringen wir den Tag auf See und lassen uns unterhalten. Da gehört ein ausgiebiges Frühstück als Einstieg in den Tag dazu. Danach steht etwas „Spa“ auf dem Programm. Eine Massage für den ganzen Körper. Und dann schon wieder essen und trinken.
Am Nachmittag erst ein kurzes Mittagsschläfchen und danach etwas Fitness im Studio. Duschen, Kaffee trinken und die Kunstgalerie besuchen. Natürlich auch noch einmal in diversen Shops vorbeischauen. Da wechselt ja täglich ein Teil des Sortiments in der Auslage. Später dann bei der Kunstauktion im Theatrium staunen, was da alles geht oder eben auch nicht. Besonderes Highlight der Kunstauktion sind die „Blinddate“. Da ist ein Kunstwerk unter einem Tuch verhüllt und wird versteigert. Etwa 200 € muss man für ein Blinddate ausgeben. Mal mehr, mal weniger. Interessant auch was man dafür bekommt. Das ist nämlich sehr unterschiedlich. So vielfältig wie die vielen verschiedenen Geschmäcker! Das reicht von einem Bild von einem angebissenen grünen Apfel mit Wurm bis zu ganz interessanten Kopien des „Haus und Hof Grafikers von AIDA“ (Feliks Büttner).
Abendessen und dann jagt am Abend eine Show die andere. Überall auf dem Schiff ist etwas los. Bis spät in der Nacht wird Unterhaltung angeboten. Und das nicht nur an Seetagen.
So kommt eigentlich nie Langeweile auf und auch an einem Seetag nicht.

01.07.2013 – Danzig (Polen)
Bei wieder schönem Wetter (es ist warm aber bewölkt) haben wir im Hafen festgemacht. Aber nicht in Danzig, sondern etwas außerhalb in Gdingen – einem reinen Industriehafen.
Die Innenstadt von Danzig liegt nämlich nicht direkt an der Ostsee und auch nicht an einem größeren Fluss. Denn der Fluß, die „große Weichsel“, mündet ca. 20 km östlich in die Danziger Bucht der Ostsee. Also sammeln wir uns am Vormittag an einem Ausflugsbus und fahren etwa 1 Stunde bis zur Danziger Altstadt.
Hier haben wir wieder etwas aktiveres geplant. Durch Danzig fließt nämlich die kleine Mottlau und die Tote Weichsel, welche ein kleiner Mündungsarm der Weichsel ist. Es gibt also Wasser. Etwas idyllisch und zum paddeln gut geeignet und da eine Paddeltour im Angebot war, gehen wir zunächst aufs Wasser. Natur und die Altstadtspeicher vom Wasser aus gesehen. Für Ramona war es die allererste Paddeltour, mit der überraschenden Erkenntnis, dass Schwimmen für sie doch viel angenehmer ist.
Nach dem paddeln die Besichtigung der Altstadt. Zu Fuß durch teils dichtes Gedränge zwischen den hohen, schmalen Giebelhäusern, die einst den reichen Kaufleuten der Hansestadt Danzig gehörten und oft mit schönen und kunstvollen Verzierungen versehen sind. Dazwischen die Besichtigung der eindrucksvollen Marienkirche (159 Jahre Bauzeit bis zur Weihe 1502), eine der größten Hallenkirchen weltweit und grösste Backsteinkirche in Europa. Und die im Laufe ihrer Geschichte lange eine evangelische war und erst seit 1955 eine katholische Kirche ist. Nach etwas Freizeit und einem Besuch in einem russischen Strassenrestaurant fahren wir zurück zur AIDA, um den Abend bis zum Auslaufen noch an Bord ausklingen lassen.
02.07.2013 – Kopenhagen (Dänemark)
Eine Nachtfahrt über etwas mehr als 500 Kilometer und wir sind am Morgen in Kopenhagen, der letzten Station mit einem Tagesaufenthalt, im Rahmen unserer ersten Kreuzfahrt angelangt. Am frühen Morgen haben wir die Öresundbrücke in einigem Abstand passiert. Was für ein Bauwerk!
Unmittelbar danach dann das Einlaufen.
Schon mit etwas Routine ausgestattet (wir kennen ja die Abläufe in den Häfen bis zum Verlassen des Schiffs) warten wir auf den Start unseres Ausflugs. Unser heutiges Hauptziel liegt außerhalb von Kopenhagen in der Nähe des Flughafen und am Öresund, direkt an der Ostsee. Es ist ein Besuch des erst kürzlich eröffneten Riesenaquariums geplant.
Aber zuvor wollen wir das Wahrzeichen der Hafenstadt Kopenhagen, welches auch zum Nationalsymbol geworden ist, sehen: Die kleine Meerjungfrau. Nicht weit weg vom Liegeplatz unserer AIDAbella und gut fußläufig zu erreichen, ist diese Bronzeplastik ein Besuchermagnet. Am frühen Vormittag ist noch nicht sehr viel los. Wir haben also Glück und bekommen ganz exklusive Bilder.
Für diejenigen, die die Geschichte dazu nicht kennen, hier die Kurzfassung: In der 1837 veröffentlichten Sammlung „Märchen für Kinder“ erzählt der Dichter und Märchenerzähler Hans Christian Anderson die Geschichte der jüngsten von sechs Töchtern des Meereskönigs unter dem Titel „Lille Havfrue“, zu Deutsch „Die kleine Meerjungfrau“ (auch: „Die kleine Seejungfrau“). Sie ist anders als ihre Schwestern. Sie ist nicht nur schöner, sondern sie hat auch die schönste Stimme. Sie liebt es, wenn die Großmutter von der Welt der Menschen erzählt, von duftenden Blumen und zwitschernden Vögeln. Zu gerne würde sie einmal aus dem Meer emporsteigen. An ihrem 15. Geburtstag geht der Wunsch in Erfüllung. Da spült ihr die stürmische See einen jungen Prinzen in die Arme. Sie rettet ihn, verliebt sich und wünscht sich, ihn zu heiraten. Da verspricht ihr die Meereshexe, den Fischschwanz gegen zwei Beine einzutauschen, damit sie an Land gehen könne. Im Gegenzug müsse sie ihr ihre schöne Stimme abgeben. Auch könne sie niemals mehr zurück ins Meer. Wenn der Prinz aber eine andere heirate, verwandle sie sich in Meeresschaum. Die kleine Meerjungfrau willigt ein. Da sie aber keine Stimme mehr hat, um den Prinzen mit ihrem Gesang zu betören, tanzt sie unermüdlich um ihn herum. Der Prinz aber nimmt eine andere zur Frau, und sie wird zu Meeresschaum. Sie erhebt sich aus dem Meer in die Lüfte, kommt aber immer wieder herab, um auf der Erde Spuren zu hinterlassen. Die bekannteste Spur, die die kleine Meerjungfrau so auf der Erde hinterlassen hat, ist ihr Ebenbild in Bronze an der Kopenhagener Hafeneinfahrt. (Quelle: planet-wissen.de)
Im Hafengebiet gibt es noch eine ganze Reihe von Interpretationen der „Kleinen Meerjungfrau“. Zwei Varianten haben wir hier mal dokumentiert. Dann geht es mit dem Bus auf Tour.
Die kleine Stadtrundfahrt führt uns durch die Innenstadt, vorbei am Nationalmuseum der Dänen, dann den dänischen Königssitz Schloss Amalienborg passierend, hinaus Richtung Öresund.
Hier ist ein wahrer Gigant entstanden. Das „Den Blaa Planet“! Nordeuropas größtes und modernstes Aquarium. Dort angekommen stehen wir vor einem futuristisch anmutenden Bau weicher Formen, der, so sagt man uns, aus Perspektive der Fußgänger einem gestrandeten Wal ähnlich sieht. Gut, mit ein wenig Fantasie glauben wir das dann auch. Drinnen erwartet uns ein faszinierende Unterwasserwelt. 53 Aquarien mit über 7 Millionen Liter Wasser gefüllt, das größte allein hat 4 Millionen Liter Fassungsvermögen. Vor dem großen Becken befindet sich eine 70 Tonnen schwere, 16 Meter breite und acht Meter hohe Glaswand, durch die wir als Besucher Haie, Muränen, Stechrochen und viele andere uns unbekannte Bewohner beobachten können. Wahnsinn! Was für ein Erlebnis. Ein Froschmann ist auch unterwegs im Aquarium und putzt die Scheiben blank. Uns gelingen trotz der Dunkelheit und eigentlich schlechten Lichtverhältnisse und im Gedrängel mit anderen Besuchern ganz beeindruckende Bilder.
Am Ende des Rundgangs gehen wir auf die Terrasse, wo wir einen Imbiss nehmen und einen freien Blick auf den Öresund haben. Am Morgen waren wir schon in einiger Entfernung an der berühmten Öresundbrücke mit AIDAbella vorbeigefahren. Nun sehen wir das gigantische Bauwerk, welches Dänemark mit Schweden verbindet, auch von Land aus. Danach geht es mit dem Bus zurück zum Hafen. Hier gehen wir noch etwas bummeln und dann heißt es schon wieder von Kopenhagen Abschied zu nehmen. Doch auch der wird irgendwie noch zum Erlebnis. Zumindest am Buffet. Schaut selbst, was hier kreiert worden ist!
Am Abend steht das Kofferpacken an. Welch ein Graus!
03.07.2013 – Warnemünde
AIDAbella liegt nach einer kurzen Nachtfahrt am Morgen schon in Warnemünde. 110 Seemeilen (ca. 200 Kilometer), die kürzeste Etappe dieser Reise und die letzte! Schon! Die Zeit verging wie im Fluge. Viele Eindrücke gesammelt. Und überzeugt, dass AIDA ein gutes Konzept ist – jedenfalls für uns. Urlaub, wie in einem guten Hotel, jedoch wacht man meist am Morgen in einer anderen Location auf. Das Essen, die Unterhaltung top. Und die Ausflüge auch. Aktiver Urlaub möglich, wenn man nur will. Also tragen wir uns mit dem Gedanken, erneut an Bord zu gehen.
Vorerst aber müssen wir das Schiff verlassen. In Warnemünde gestartet und hier wieder angekommen ist praktisch. Unser Auto wird vom Service vorgefahren und die Koffer stehen auch zu verladen da. So treten wir die Heimfahrt an.
Bis bald – AIDA!